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Haben Kinder mit Neurodermitis haben ein höheres Risiko für Kreuzallergien?

Background

Die Beziehung zwischen frühem Beginn von Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien bei Kindern wurde bislang noch nie in einer Versuchsserie mit dem diagnostischen Goldstandard (= oraler Nahrungstest) untersucht.
Ziel der Untersuchung war eine Charakterisierung des Risikos von Kindern mit Neurodermitis eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln.

Methodik

1-Jahr-alte Kinder (n = 4453) mit Neurodermitis unterzogen sich einer Ekzemuntersuchung und wurden zugleich dem Pricktest (Hauttest) für Erdnuss, Ei und Sesam unterzogen. Bei allen Kindern mit erkennbarer Quaddelbildung als Reaktion auf das aufgebrachte Nahrungsmittelallergen wurde auch ein oraler Test (OFC: oral food challenge) ihrer Allergie durchgeführt. Mittels multivariabler Regressionsanalyse wurde das Risiko der Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie bestimmt, getrennt nach Ekzemgrad und Alter bei Ausbruch der Erkrankung.

Ergebnis

Eines von 5 Kindern mit Ekzem reagierte allergisch auf Erdnuss, Eiweiss oder Sesam, im Vergleich dazu nur eines von 25 Kindern ohne Ekzem (OR 6.2, 95% CI 4.9, 7.9, P < 0.001). Das Auftreten einer Erdnussallergie war gering in der Abwesenheit eines Ekzems (0.7% 95% CI 0.4, 1.1). Kinder mit Ekzem waren hingegen 11 mal häufiger von einer Erdnussallergie (95% CI 6.6, 18.6) und 5.8 mal häufiger von einer Eiweißallergie betroffen (95% CI 4.6, 7.4) als Kinder ohne Ekzem. 50.8% der Kinder (95% CI 42.8, 58.9) mit früher Manifestation eines Ekzems (<3 Monate) und der Notwendigkeit einer oberflächlichen Cortisonbehandlung entwickelten eine mittels OFC nachweisbare Nahrungsmittelallergie.

Klinische Relevanz

Unabhängig vom klinischen Schweregrad ist ein Ekzem in der frühen Kindheit ein ernster Risikofaktor für die Entwicklung einer IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie. Kinder mit Ekzem hatten 6 mal häufiger eine Eiweißallergie und 11 mal häufiger eine Erdnussallergie als Kinder ohne Ekzem. Die Daten legen nahe, dass im Bereich Kindermedizin ein verstärktes Bewusstsein für das erhöhte Risiko von Nahrungsmittelallergien bei Kindern mit früher und schwerer Neurodermitis berechtigt ist.