Rund um die Darmflora

Der mildernde Effekt von Probiotika auf postmenopausale Beschwerden

 

Postmenopausale Symptome variieren von Individuum zu Individuum, sind aber in erster Linie von einer Veränderung des hormonellen Milieus verursacht, was zu einem erhöhten Brustkrebsrisiko und zu Problemen mit dem Knochenbau (Osteoporose) führt:

Es wird angenommen, dass Phytoöstrogene aus Soja wie beispielsweise Isoflavone einen antikarzinogenen Effekt ausüben, indem sie den Östrogenmetabolismus von genotoxischen Metaboliten weg hin zu inaktiven Metaboliten verändern. Die auffallende interindividuelle Variabilität in der Bioverfügbarkeit von Isoflavonen kann die biologischen Effekte des Konsums von Isoflavonen beeinflussen, während die großen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit selbst wahrscheinlich durch Unterschiede in der Darmflora verursacht werden. Die Bioaktivität von Isoflavonen entsteht in erster Linie durch die Konversion ihrer glykosylierten Form (Genistin, Daidzin) in andere Komponenten wie beispielsweise O-Demethylangolensin und Equol mithilfe von intestinalen Bakterien. Stämme von Lactobacillus und Bifidobacterium spp. besitzen nachweislich β-Glukosidase, ein Enzym, das Isoflavonglukoside in bioaktive Isoflavonaglycone umwandelt. 

In einem Experiment wurde eine gemischte Bakterienkultur aus dem Darm (EPC4), die die Fähigkeit besaß Daidzein in Equol zu verwandeln, auf ein simuliertes Modell des intestinalen mikrobiellen Ökosystems (SHIME) übertragen. SHIME wurde “gefüttert“ mit Sojakeimpulver und “geimpft” mit Stuhlproben von nicht-equolproduzierenden Individuen. Die Autoren des Experiments berichteten, dass 5 bis 6 Tage nach Beginn der Behandlung die Produktion von Equol in den distalen Abschnitten des Colons begann, was zeigt, dass diese Kulturen eine neuartige Möglichkeit mit sich bringen, um Nicht-Equol-Produzenten in Produzenten umzuwandeln.

Die Bioaktivität von Isoflavonen kann aber auch über andere Mechanismen erhöht werden. So wurde entdeckt, dass mehrere Darmbakterien, darunter auch Clostridium sp., am Umbau von Phytoöstrogenen beteiligt sind, indem sie den Kohlenstoffring von Dihydrodaidzein spalten. Ein solcher Umbau führt zu O-Demethylangolensin, das eine abgeschwächte biologische Aktivität zeigt. In Anbetracht des Umstandes, dass bestimmte Stämme von probiotischen Bakterien, darunter L. casei, die Besiedlung mit Clostridien reduzieren, könnte man somit indirekt die Bioaktivität der Isoflavone wieder gezielt erhöhen.

Osteoporose

Eine der häufigsten postmenopausalen Störungen ist die Osteoporose, ausgelöst durch einen Rückgang von Östrogen und angeblich günstig beeinflusst von Isoflavonen. So ergab sich in einer umfangreichen doppelt blinden klinischen Studie mit 177 Frauen zwischen 49 und 65 Jahren eine deutliche Besserung der Knochendichte nach der Gabe von Daidzein und Genistein (Atkinson et al.). Eine daran anschließende cDNA-Analyse ergab (Pie et al.), dass die Behandlung mit Genistein zu einer veränderten Genexpression führt, die eine Reihe von für den Knochenaufbau wichtigen Parametern positiv beeinflusst (kalziotroper Rezeptor, Zytokine, Wachstumsfaktoren, Knochenmatrixproteine).
Narva et al. untersuchten in vitro den Effekt von mit L. helveticus fermentierter Molke auf Knochenzellen. Die Forscher verwendeten dafür einen Osteoblasten-Assay, bei dem die Menge an eingelagertem Kalzium als Indikator für die Knochendichte bestimmt wurde. Die Molke führte zu einer 1,3 bis 1,4-fachen Erhöhung der Knochenbildung in den Osteoblastenkulturen, wohingegen die Kontrollen keinen Effekt zeigten. Man vermutete, dass bioaktive Peptide aus der Hydrolyse von Molke die osteoblastische Knochenbildung anregen, obwohl der genaue Mechanismus dieser Wirkung noch ungeklärt ist.

Fazit

Trotz einiger noch ungeklärter Fragen ist die Anwendung von Probiotika bei postmenopausalen Störungen grundsätzlich begrüßenswert. Es ist in jedem Fall ein weitaus natürlicherer Zugang als die umstrittene Hormonersatztherapie, bei der noch immer relativ wenig bekannt ist über sowohl Inhaltsstoffe wie mögliche Verunreinigungen wie Quecksilber, Arsen, Blei und Pestizide und wie diese mit Antikoagulantien, Antidepressiva und Antiepileptika interagieren.

 

Quelle
Liong MT. Probiotics: a critical review of their potential role as antihypertensives, immune modulators, hypocholesterolemics, and perimenopausal treatments. Nutr Rev 2007;65:316-28.